Spelles Trainer Tobias Harink im Interview: Mit Platzierung in extrem starker Liga zufrieden

24.05.2025 | Fussball Allgemein
Spelles Trainer Tobias Harink im Interview: Mit Platzierung in extrem starker Liga zufrieden

„Platz fünf passt zu uns“, stellt Trainer Tobias Harink im Interview zur Saisonbilanz des Fußball-Oberligisten SC Spelle-Venhaus fest. Dabei bekennt er, dass vielleicht fünf, sechs Punkte mehr und damit ein etwas besseres Endergebnis möglich gewesen wäre.

Tobias, der SC Spelle-Venhaus belegt nach 34 Punktspielen den fünften Rang. Hat die Tabelle recht - passt die Platzierung?

Ja, ich denke, dass der fünfte Platz gut zu uns und auch im Vergleich zu den anderen Teams passt. Es gab sicherlich Mannschaften, die eine höhere Qualität haben, auch aufgrund der unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten. Hätten wir in der Rückrunde als Mannschaft noch mehr investiert, hätten wir möglicherweise ein bis zwei Plätze klettern können. Letztendlich muss man aber auch sagen, dass noch gute und ambitionierte Mannschaften in der Tabelle hinter uns gelandet sind, teilweise sogar im Abstiegskampf waren. Deswegen sind wir mit der Platzierung in einer extrem starken und ausgeglichenen Liga absolut zufrieden, auch wenn die Punktzahl sicherlich höher hätte sein können.

 

Es schien sogar mehr möglich zu sein. Dreimal hat Spelle den ersten Tabellenplatz belegt. Jannik Landwehr träumte von der Regionalliga. Ward ihr in der Situation selbst überrascht, wie gut es lief?

Ich glaube, dass in der Hinrunde viele Spiele für uns gelaufen sind und das Matchglück öfter auf unserer Seite war als in der Rückrunde. Da war es eher das Gegenteil. In einigen Spielen konnten wir unsere Leistung nicht mit einem Sieg belohnen. So fehlen vermutlich fünf bis sechs Punkte. Insgesamt haben wir aber auch in der Rückrunde viele gute Spiele gemacht, wobei gerade die Heimspiele gegen Celle und Egestorf sehr enttäuschend waren und eine bessere Platzierung verhindert haben. 

 

Was hat die Mannschaft ausgezeichet?

Eine gute Atmosphäre und ein guter Zusammenhalt. Die Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern passte sehr gut. Daher wurde auch mit den Negativserien konstruktiv und sachlich umgegangen. Es kam nie zu größeren Konflikten oder Problemen. Außerdem war die Mannschaft trotz des relativ hohen Durchschnittsalters sehr lernbereit und motiviert. Sie war total offen für neue Inhalte, gleichzeitig haben sich viele Spieler in die Entwicklung einer gemeinsamen Spielausrichtung eingebracht. Vor allem bei uns als jungem Trainerteam ist das nicht unbedingt selbstverständlich.

 

Nach dem 4:0 im ersten Spiel nach der Winterpause folgten sieben sieglose Partien. Was sind die wesentlichen Ursachen?

Wir haben während der Saison nie die Verletzungsprobleme als Alibi genommen, sondern uns immer auf das fokussiert, was wir als Mannschaft beeinflussen können. Im Nachhinein muss man aber dennoch festhalten, dass uns viele wichtige Spieler zu häufig gefehlt haben und wir dies vor allem im März, April und Mai nicht entsprechend kompensieren konnten. Dazu müssen wir aber auch selbstkritisch sein und eingestehen, dass der investierte Aufwand im März und April nicht ausreichend war. Die Trainingsbeteiligung war unterdurchschnittlich, mit Folgen für die Fitness bei einigen Spielern. Wir haben trotz der guten Unterstützung aus der U19 und der U23 regelmäßig mit einer zu kleinen Gruppe trainiert. 

 

Was muss die Mannschaft noch lernen, was muss sie künftig besser machen?

Ich denke, dass wir mit Rückschlägen während eines Spiels besser umgehen müssen. Ein Problem war dabei vermutlich auch eine zu hohe Erwartungshaltung innerhalb der Mannschaft, aber auch bei Teilen auf der Tribüne hinsichtlich eines möglichen Wiederaufstiegs. Rückschläge in Form von Gegentoren fielen dadurch möglicherweise mehr ins Gewicht und haben zu viel Unzufriedenheit geführt, vor allem in Heimspielen. Wir konnten nach einem Rückstand kein Spiel zu einem Sieg drehen. Auf der anderen Seite haben wir aber auch kein Spiel verloren, in dem wir in Führung gegangen sind. Das hat sicher auch mentale Gründe. Verbessern müssen wir die Trainingsbeteiligung und in Teilen die Selbstdisziplin.

 

Welche Rolle spielten die Verletzungen für das Abschneiden in der Endabrechnung?

Wie oben bereits beschrieben, hatten die Verletzungen einen gewissen Einfluss. Allerdings glaube ich auch, dass viele Mannschaften noch größere Probleme bekommen hätten. Unser Vorteil war der sehr ausgeglichene Kader, sodass wir weitestgehend auch viele Ausfälle kompensieren konnten. Dennoch würde es mich tatsächlich interessieren, was ohne diese Verletzungsprobleme noch möglich gewesen wäre. 

 

Der SCSV hat auswärts mehr Punkte geholt als im Getränke Hoffmann Stadion. Gibt es dafür eine Erklärung?

Es ist ein komplexes Thema und eher ungewöhnlich, dass man auswärts im Schnitt bessere Spiele macht als zuhause. Da haben wir zumindest Vermutungen, die allerdings intern besprochen werden. Grundsätzlich sehen wir uns als Mannschaft in der Pflicht, im nächsten Jahr für mehr Freude und Zufriedenheit im eigenen Stadion zu sorgen.

 

Es hat nach dem Regionalligaabstieg ein größerer Umbruch stattgefunden. Hat der so nahezu reibungslos geklappt, wie es von außen schien?

Alle Beteiligten haben sportlich und menschlich echt sehr schnell zueinandergefunden. Daran haben die erfahrenen Spieler, allen voran Torben Stegemann, einen großen Anteil. Auch die Neuzugänge und die jungen Spieler haben sich super integriert. Wichtig war das Trainingslager am Anfang der Saison. Meine Trainerkollegen Henry (Hupe) und Marius (Kattenbeck) haben zudem mit ihren Qualitäten und ihrem Charakter einen großen Beitrag geleistet. Auch Markus Schütte hat eine entscheidende Rolle gespielt.

Man muss aber auch klar sagen, dass der Umbruch lediglich eingeleitet wurde und nicht beendet ist. Das wird sich noch über die nächsten zwei bis drei Saisons ziehen und ist ein spannender und bisher erfolgreicher Prozess. Dabei ist wichtig, dass der Verein und das Umfeld weiter an einem Strang ziehen, da die Liga auch aufgrund der ambitionierten und finanzstarken Vereine immer stärker wird. Wir freuen uns auf die nächste Saison und vor allem auch auf die Neuzugänge.

 

Gibt es Spieler, die Dich überrascht haben?

Da sind sicher die jungen Spieler wie Jan Popov und Jost Krone zu nennen, die am Anfang der Saison noch eher hintendran waren und im Laufe der Saison (Jost) bzw. spätestens zum Ende der Saison (Jan) richtig gut reingekommen sind. Die beiden sind auch das beste Beispiel, dass eine hohe Trainingsbeteiligung und ein guter Charakter immer belohnt werden. Überrascht hat mich zumindest in der Form auch, mit welcher Führungs- und Kommunikationsstärke Torben Stegemann sein Kapitänsamt ausgeführt hat. Das war herausragend.

 

Was war Dein persönliches Highlight der Saison?

Der Rahmen rund um das letzte Heimspiel von Torben (Stegemann), Ahri (Christoph Ahrens) und Jalla (Jannik Landwehr) war für die Jungs selbst, aber auch den gesamten Verein sehr emotional und ein angemessenes Highlight. Dazu kommen besondere Heimspiele, wie gegen Bersenrbück oder Rehden, die positiv in Erinnerung bleiben.

Ein Highlight steht mit der Abschlussfahrt des Trainer- und Betreuerteams nach Willingen an diesem Wochenende an. Wir freuen uns sehr darauf. Der Zusammenhalt zwischen Trainerteam, Betreuern, Physios und Funktionären war außergewöhnlich gut. Es ist Wahnsinn, was die Ehrenamtlichen im Team und im gesamten Verein leisten. 

Abschließend möchten wir uns als Mannschaft bei allen ehrenamtlichen Mitarbeitern im Verein sowie bei allen Sponsoren, Zuschauern und Fans des SCSV für die Unterstützung bedanken. Wir freuen uns auf die nächste Saison mit euch!

 

 

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